Brave GNU World

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Georg's

Brave GNU World

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Ausgabe #2

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Willkommen zur zweiten Ausgabe von Georg's Brave GNU World. Den Anfang macht diesen Monat ein GNU Projekt aus dem Bereich der CAD-Programme.

Electric

Bisher galt, daß Programme zum Design integrierter Schaltungen zumeist ein Problem hatten - sie waren entweder sehr teuer oder besaßen nicht die benötigten Fähigkeiten. Electric [4] von Steven Rubin ist nun dabei, diese Aussage zu relativieren.

Electric unterstützt sowohl IC Layout als auch schematisches Design. Dabei können Text-basierte Sprachen zur Anwendung kommen (VHDL) und der Nutzer kann seine Chips in TCL oder LISP "programmieren". Neben der Fähigkeit, komplexe geometrische Rahmenbedingungen festzulegen, macht es den User außerdem größtenteils unabhängig vom verwendeten System, da es die gängigen Dateiformate versteht und auf UNIX-artigen Systemen ebenso eingesetzt werden kann wie unter Windows oder Macintosh.

Als Electric Ende letzten Jahres zum GNU Projekt wurde, hatte es bereits eine über 15 jährige Entwicklung hinter sich. Begonnen hat es in Schlumberger's Palo Alto Forschungslabor, wurde zwischenzeitlich unter dem Namen "Bravo3VLSI" kommerziell vertrieben und ist nun Freie Software.

Gerade weil es sich um eine sehr spezielle Anwendung handelt, halte ich dies für sehr interessant, da es zeigt, daß auch in Spezialgebieten das Konzept der Freien Software Sinn macht.

Das nächste Thema hat auf dem Netz zu einigen Kontroversen geführt und ist definitiv als eines der heißen Eisen zu sehen. Aus diesem Grund werde ich mich um eine möglichst objektive Herangehensweise bemühen.

Nomenklatur

Wie vielen Leuten bereits aufgefallen sein dürfte, sprechen GNU-Freunde seit einer Weile von GNU/Linux. Dies wurde unseren Erachtens nach notwendig, um der veränderten Struktur von Betriebssystemen Rechnung zu tragen.

Bevor es GNU/Linux gab, kamen Betriebssystem und Kernel immer aus derselben Quelle. Auch Solaris oder HP-UX bestehen aus einem System und einem Kernel. Beide Komponenten werden jedoch von SUN bzw. HP nur kombiniert ausgeliefert, eine Trennung ist undenkbar. Als Linus Torvalds mit dem Linux-Kernel dem GNU System den letzten Baustein hinzufügte, gab es eine noch nie dagewesene Situation.

Das GNU Projekt und der Linux-Kernel sind zwar vielfach miteinander verflochten und haben sich oftmals gegenseitig beflügelt, jedoch ist der Linux-Kernel unabhängig von der Free Software Foundation, auch wenn er der GPL untersteht. Das GNU Projekt selbst arbeitet an einem weiteren Kernel, dem HURD [5], der ebenfalls im GNU System arbeiten soll und auch GPL-lizensiert ist; hier enden die Gemeinsamkeiten. Beide Kernel folgen unterschiedlichen Design-Prinzipien, die dafür sorgen, daß sie unterschiedliche Charakteristika besitzen. Die Systeme GNU-Basis mit Linux und GNU-Basis mit HURD weisen deutliche Unterschiede auf, weshalb der Name des Kernels auf jeden Fall Bestandteil eines Systemnamens sein sollte.

Zusätzlich jedoch gibt es Projekte wie das "Demon Penguin Projekt", welche einen Linux-Kernel auf einem FreeBSD System benutzen will. Es ist ebenfalls nicht ausgeschlossen, daß beispielsweise IBM oder SUN eines Tages Interesse daran zeigen, den Linux-Kernel auf ihren Systemen einzubinden. Allen diesen Systemen ist der Linux-Kernel gemeinsam und doch sind sie nicht identisch. Um dies zu berücksichtigen, sollte sich die Systembasis ebenfalls im Namen widerspiegeln.

Aus diesen Gründen spricht sich das GNU Projekt für eine Nomenklatur im Sinne von [System]/[Kernel] aus, welche eine eindeutige Benennung ermöglicht und außerdem sofort Verwandschaften erkennen läßt. Ein GNU basiertes System mit Linux Kernel heißt demnach GNU/Linux, mit HURD Kernel wird zu es GNU/HURD und ein FreeBSD System mit Linux Kernel wird zu FreeBSD/Linux.

Noch basieren alle verfügbaren Distributionen wie Debian, RedHat und SuSE, um nur ein paar zu nennen, auf dem GNU System. Da die saubere Unterscheidung der verschiedenen Kombinationen bisher nicht notwendig war, hat sich die Verwendung von Linux als Bezeichung für das Gesamtsystem im Sprachgebrauch etabliert. Noch in diesem Jahr wird jedoch die erste Debian GNU/HURD Distribution zu erwarten sein und es ist möglich, daß auch andere Projekte schnelle Fortschritte machen.

Die neue Nomenklatur ist noch sehr ungewohnt und hat auch daher nicht nur Freunde. Gewöhnung jedoch läßt sich nur durch konsequente Benutzung erreichen, daher findet sich in allen offiziellen GNU Dokumenten die Bezeichnung GNU/Linux.

Genug Theorie für diesen Monat, hier kommen ein paar Meldungen über Projekte, die mir interessant erscheinen.

Free Delphi

Um den GNU-Gedanken auch ins Feld der kaufmännischen Software zu tragen, hat eine Gruppe freier Hamburger Programmierer das Projekt "Free Delphi" ins Leben gerufen.

Als Kernzelle dient dabei das persönliche Archiv an Delphi-Programmen, welches von dem Initiator Gisbert Burckardt in langjähriger Berufspraxis zusammengetragen wurde. Von diesen Modulen ausgehend soll ein Ensemble betriebswirtschaftlicher Lösungen entstehen, die allesamt der GNU General Public License unterliegen. Interessenten können die Homepage [7] aufsuchen oder sich per Email [6] melden.

Anmerkung: Delphi von Borland/Inprise ist eine Programmiersprache, die aus Turbo-Pascal hervorgegangen ist. Wegen der guten Datenbankanbindung wird sie unter Windows sehr gerne benutzt, um kaufmännische Applikationen zu entwerfen. Eine Portierung auf GNU/Linux ist angekündigt.

Auch wenn der praktische Nutzen des nächsten Projektes noch begrenzt ist, wollte ich Euch dies jedoch nicht vorenthalten:

Mainframe GNU/Linux

Linas Vepstas und ein paar Freiwillige haben angefangen, GNU/Linux auf die IBM 360/370/390 Mainframe-Architektur zu portieren. Der aktuelle Stand ist, daß Compiler und Linker mittlerweile als fehlerfrei angesehen werden und der Linux-Kernel compiliert und gestartet werden konnte. Jetzt geht es daran, Hardware-Interrupts korrekt abzuwicklen. Wer Lust hat, bei diesem, wie Linas Vepstas es bezeichnet, "testosteronlastigen Vergnügen" mitzumachen, um GNU/Linux auf dem Mainframe im heimischen Wohnzimmer benutzen zu können, dem empfehle ich die Webseite [8].

Es kommt verhältnismäßig oft vor, daß Leute fragen, was sie für das GNU Projekt tun können. Für alle, die gerade auf der Suche nach einer Idee sind, kommt hier der letzte Beitrag.

GNU Search Engine

Ich wurde mehrfach gebeten, den Bedarf für eine Suchmaschine hervorzuheben, die sich ausschließlich mit Freier Software beschäftigt. Die beiden Hauptgründe hierfür waren, daß Freie Software häufig nicht in genug Suchmaschinen zu finden ist, da die Autoren nicht explizit zu allen Suchmaschinen gehen, um ihre Seiten und Programme einzutragen. Außerdem landet man bei der Suche nach Freier Software oft auf Seiten für Programme mit kostenlosen Testdownloads und dergleichen. Beides ist störend.

Um eine bessere Erreichbarkeit und Vernetzung der Freien Software zu erreichen, sollte die Suchmaschine sowohl Webseiten als auch Dokumente und Programme enthalten. Von unschätzbarem Wert wäre auch ein Archiv für Beispielprogramme, daß man über diese Suchmaschine erreichen kann, bzw. eine Indizierung der existierenden Freien Software nach den verwendeten Algorithmen und Bibliotheken.

Nun gut - das war die Brave GNU World für diesen Monat, wie üblich möchte ich euch ermuntern, nicht mit konstruktiver Kritik und Ideen zu sparen, die Adresse steht in den Infos [1].

Infos

[1] Ideen, Anregungen, Kommentare an Brave GNU World: column@gnu.org
[2] Homepage des GNU-Projektes: http://www.gnu.org/
[3] Homepage von Georg's Brave GNU World: http://www.gnu.org/brave-gnu-world/
[4] Electric Homepage: http://www.electriceditor.com/
[5] HURD Homepage: http://www.gnu.org/software/hurd/hurd.html
[6] Gisbert Burckardt G_Burckardt@compuserve.com
[7] Free Delphi http://www.free-delphi.de/
[8] IBM 360/370/390 Mainframe GNU/Linux: http://linas.org/linux/i370.html


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Copyright (C) 1999 Georg C. F. Greve and Linux-Magazin

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Updated: 12 May 1999 greve